von Rhona, Doula im Wiesental

 

In meiner Ausbildung als Doula wurden wir von Anfang an ermutigt, ein weißes Blatt zu sein. Und das bin ich gewesen.

Ich habe versucht, offen zu sein, offen für alles und ich denke, ich habe das geschafft.

Warum denn offen, überlege ich? Weil offen zu sein, ist genau das, was ich mir von den Frauen, die ich künftig begleiten werde, wünschen würde. Und offen zu sein ist vielleicht eines der schwierigsten Sachen im Leben. Denn es heißt, keine Vorurteile zu haben, höflich und respektvoll mit anderen zu sein, ihnen zuzuhören und vielleicht auch von ihren Ideen und Einstellungen zu lernen.

 

Wenn Sie sprechen, wiederholen Sie nur, was Sie bereits wissen.
Aber wenn Sie zuhören, lernen Sie vielleicht etwas Neues
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Dalai Lama

 

Und als Engländerin, die Deutsch spricht, aber sicher kein perfektes Deutsch, war es mir noch kniffliger, offen zu sein. Oft genug fehlen mir die perfekten Worte, um mich so auszudrücken, wie ich es gerne hätte. In diesen Momenten muss ich andere Wörter, sozusagen ,,Umwege“ finden, um mich mitteilen zu können.

Dies hat zur Folge, dass ich mich manchmal in meinen Ausdrucksmöglichkeiten eher begrenzt fühle!! Aber ich lerne dazu und kann immer besser damit umgehen.

Ich habe auch gelernt, die Wünsche der Frauen, die ich begleite, zu respektieren und sie zu unterstützen auf die Art und Weise, wie sie das wollen. Ich kann natürlich meine Meinung über etwas haben, aber als Doula bin ich da, die Frau zu unterstützen, und nicht um sie zu überreden, dies oder das zu machen.

Die drei Geburten meiner eigenen Kindern waren alle unterschiedlich und wunderschön. Und so ist bei jeder Frau die Geburt ein einzigartiges Ereignis und es ist mir eine große Freude, Frauen auf ihrem Weg zu begleiten, wohin auch immer er führt.

Interessanterweise, hätte mich jemand gefragt, ob ich mir eine Doula zu einer meinen Geburten gewünscht hätte, dann hätte ich vor meiner Doula-Ausbildung ganz sicher ,,Nein“ gesagt. Und warum? Ganz einfach, weil ich schon meinen wunderbaren Mann Mark dabei hatte und ich fühlte mich in seinen Armen und Händen sehr sicher. Ich hatte volles Vertrauen in ihn, dass er mich unterstützen würde und, falls etwas schief laufen würde, dass er an meiner Seite wäre und dass ich dadurch nichts zu befürchten hatte.

Auch war ich als Christin davon überzeugt, dass Gott mich sicher in seinen Händen halten würde. Ich hatte so lange schwanger werden wollen und jetzt war es endlich so weit. Was für mich im Nachhinein ziemlich amüsant ist – ich war ziemlich naiv und ahnungslos was bei einer Geburt passiert – dass ich bei meiner ersten Geburt gedacht habe, meine Baby würde gleich nachdem die Hebamme das Fruchtwasser gebrochen hatte, einfach herausspringen, weil es kein Wasser mehr im Bauch gab!!

Aber wieder zurück zum Thema Doula. Durch die Ausbildung habe ich etwas ganz Wichtiges gelernt, und zwar, dass die Doula nicht dazu da ist, den Platz des Mannes oder Partners zu übernehmen, sondern dass es ihre Aufgabe ist, die Frau zu begleiten. Sie kommt nicht und unterbricht diese zauberhafte Bindung zwischen Mann und Frau. NEIN, sie VERSTÄRKT sie. Sie ermöglicht, dass die Geburt NOCH BESSER läuft und ich würde mich als gebärende Frau in diesem Moment so gewertschätzt fühlen, wie eine Königin oder sogar eine Göttin. Und ich hätte sicherlich durch meinen Vortreffen mit der Doula (und mein Mann bestimmt auch) das Gefühl, ,,Ja, dies habe ich mir gegönnt“!!

Und dies ist auch ein Grund dafür, warum für mich das Buch ‚Flow Birthing‘ eines meiner liebsten Bücher ist – zwar ein bisschen alternativ vielleicht, aber ich fand es sehr reizvoll.

Ich habe durch die Doula-Ausbildung gelernt, die Schönheit und Größe der Geburt noch mehr zu schätzen als zuvor und dass hätte ich gedacht, wäre unmöglich!! Ich war mit so vielen Situationen und Möglichkeiten konfrontiert, dass ich dabei gelernt habe, dieses weiße, unbeschriebene Blatt zu sein!!

„Du wirst erkennen, dass Deine Einzigartigkeit, Deine speziellen Fähigkeiten als Mitfrau, die Liebe zu der Arbeit und den Frauen Dein wichtigstes Handwerkszeug ist und Du kannst darauf vertrauen, dass Du deshalb „wirkst“, weil Du gelernt hast, das Prinzip „Doula“ in jeder Lebenslage anzuwenden. Peace on earth begins at birth!“ (http://doulatraining.at)

Was mich weiter tief beeindruckt hat, war, dass das Doula-Werden und das Doula-Sein meine Verbindung zu anderen Frauen vertieft hat.

Ich bin keine Feministin, ich liebe es, in gemsichten Gruppen aus Männern und Frauen zu sein, ich mag diese Gemeinschaft, die Mischung der verschiedenen Geschlechter. Aber die Frauenkreise, die wir im Laufe der Ausbildung hatten, haben mich sehr berührt. Ich bin gewöhnt, mit anderen Leuten laut zu beten, aber diese magische Stimmung, die wir mit unseren Frauenkraft heraufbeschwört haben, war unglaublich!!

Am ersten Wochenende der Ausbildung war ich besonders von der Ritual Blessingway begeistert. Erstens fand ich Franziska Peterson eine sehr aufrichtige und offene Person, die echte Energie und Freude in ihrer Arbeit als Doula steckt. Ich könnte ihre Kreativität nachempfinden und ihre Begeisterung über Deko und alles schön für Frauen bei einer Blessingway zu gestalten, war für mich inspirierend. Ich habe das Gefühl, dass sie vom Blessingway genauso viel Freude bekommt wie die schwangere Frau, die geehrt wird! Und das finde ich echt schön. Außerdem fand ich es herzerwärmend und gleichzeitig lustig, wie Franziska uns ihre Doula Tasche zeigte – sie war eine richtige Mary Poppins – was sie nicht drin hatte!!

Worauf ich mich auch sehr freue, ist das ich eine sehr gute Freundin, Dr. Antje Ham habe, die die Perlen für die Blessingways machen könnte. Sie ist eigentlich beruflich Zahnärztin aber weil sie auf kleinstem Raum im Mund und mit feiner Präzision arbeitet, ist sie sehr begabt, wunderschöne feine Perlen aus Fimo selbst zu gestalten. Sie sind echt professionell und man kann sie in einer schönen Kette zusammenbringen. Auch Antje hat sich das Thema Doula zu Herzen genommen und neulich für mich eine zauberhafte schwangere Frau in klein für so eine Kette gebastelt.

Als erster Startpunkt wäre es schön für mich ein Blessingway zu organisieren. Ich interessiere mich gierig für Basteln und kreative Sachen. Für mich als dreifacher Mama sind Malen, Nähen und Basteln meine Rettung, meine Zuflucht, mein ,,Safe Place“. Ohne diese Dinge wäre ich längst verrückt geworden!! Und ich finde es nicht umgekehrt, ins Ohr einer Schwangeren oder neuer Mama zu flüstern, ,,du musst auch auf dich aufpassen“. Nach der Geburt meines dritten Kindes fühlte ich mich von einigen anderen Leute, die an mir nah waren, eine Art ausgesprochene Druck, alles ordentlich und im Griff zu haben. Aber so war ich nie, auch, bevor ich Mama wurde und fühlte mich, als ob ich ständig versuchte, jemanden anders zu sein, jemand, den ich gar nicht kannte. Sobald ich es aufgegeben habe, diese Fassade, diese Fälscherei aufzusetzen, fühlte ich mich befreit!! Meine Mama, die leider vor 18 Jahren gestorben ist, war auch so – oft spät, eher spontan, aber sie hatte immer Zeit für anderen und war oft fröhlich. Sie hatte ein Lächeln, das jedem den Tag erhellen könnte. Stimmt, wir haben ewig gebraucht, um im Dorf von a nach b zu kommen aber Freude und Gesellschaft im Tag zu haben war es wert. Für mich ist es besser, dass ich mit klarem Kopf und Nerven als Mama beschäftigt bin und wenn mal ein bisschen Malen oder was Schönes für dich zu machen ermöglicht ist, dann kriegt man das ganze Leben besser hin. Zum Glück ist mein Mann auch damit total einverstanden – er würde folgendes bestätigen – „Happy wife, happy life!!“

Die Unterschiede zwischen der Geburtskultur in England und der in Deutschland hat mich durch diese Ausbildung auch tief geprägt. In England bin ich mich schon länger den Begriffen und Konzept ,,Doula“ und ,,Hypnobirthing“ bewusst. In Deutschland hingegen, habe ich das Gefühl, dass mindestens die Arbeit und Rolle eine Doula sehr neu und frisch ist.

Im Gegensatz zu vielen meiner anderen Kollegen am Kurs, fand ich deswegen das Buch, ,,Gewalt unter der Geburt“ besonders faszinierend und wollte die Wörter des Buches und der reingeschriebenen Geschichten Wort für Wort verdauen. Nicht aus sadistischen Gründen, überhaupt nicht, aber weil ich dadurch einen viel besseren Überblick des deutschen Systems bekam. Nicht mit diesem Thema der bester Überblick aber trotzdem mehr Verständnis über wie die Krankenhäuser funktionieren und das auch in Verbindung der Versicherungsfirmen. Vielleicht darin liegt der Unterschied; wir haben in England der NHS, das heißt, ich musste für die Geburt meiner Kinder und die Betreuung, die ich im Zusammenhang mit Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett erhalten habe, gar nicht dafür bezahlen. Ok, ich hatte ja eine spontane Hausgeburt mit meiner zweiten Tochter Amy, aber als Ethan als geplante Hausgeburt auf die Welt kam, musste ich auch nicht für die Leistung der anwesenden Hebamme bezahlen. Außer, dass ich meine Schwangerschaft von einem Arzt bestätigen lassen musste, war ich ab diesem Moment unter der Betreuung einer Mannschaft Hebammen. Ich ging zu ihnen, um die Kontrolle und Untersuchungen machen zu lassen. Ich ging zum Krankenhaus, nur die Ultraschallen zu bekommen, die man in der 12. und 20. Schwangerschaftswoche kriegt. Sonst hatte ich überhaupt keinen Kontakt mit einem Arzt. Es war zwar keine Risikoschwangerschaft, aber trotzdem habe ich das Gefühl, dass Hebammen in England genauso viel für ihre kontinuierliche Begleitung der Frau während ihrer Schwangerschaft anerkannt sind, als für ihre Unterstützung während der Geburt. Es kann sein, dass ich das System in Deutschland falsch verstanden habe, aber dies scheint hier nicht der Fall zu sein. Der Arzt hat mehr mit der Schwangere zu tun und dahin geht sie, um die Geburtskontrollen machen zu lassen.

Der Grund, warum ich weiß, dass ich dazu bestimmt bin, eine Doula zu werden, ist, dass mein Herz jedes Mal höher schlägt, wenn ich daran denke und alles, was die Rolle beinhaltet; die Idee, die Familien zu treffen, in die Fülle der Literatur einzutauchen, mich auf dem Laufenden zu halten… Ich habe mich schon lange nicht mehr so ​​inspiriert von so etwas gefühlt. Ich denke, nach langem Suchen und mit Hilfe meiner eigenen Lebenserfahrung habe ich endlich den Job gefunden, für den ich geschaffen wurde!